Mit einem Festkonzert in der Konzerthalle Bad Salzuflen feierte die Philharmonische Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe ihr 20-jähriges Bestehen. Bevor die weltweit gefeierte französische Nachwuchs-Pianistin Lise de la Salle und die Nordwestdeutsche Philharmonie unter ihrem Chefdirigenten Eugene Tzigane dem Publikum das Klavierkonzert Nr. 1 d-moll op. 15 von Johannes Brahms,die Karneval-Ouvertüre op. 92 von Antonin Dvorak, die Maskerade-Suite op. 92 von Aram Khatschaturian und die Polowetzer Tänze von Alexander Borodin zum Geburtstag "servierten", begrüßte die Vorstandsvorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft, Margrit Harding, die Gäste:
Meine sehr geehrten Herren und Damen,
liebe Freunde der Philharmonischen Gesellschaft,
liebe Freunde der Nordwestdeutschen Philharmonie,
„der Frühling ist zwar schön, doch wenn der Herbst nicht wär‘, wär das Auge satt, der Magen aber leer“. Dieser Satz eines deutschen Barockdichters ist mir dieser Tage in den Sinn gekommen in Anbetracht einer Jahreszeit, die wohl manche von uns zu melancholischen Gedanken und wehmütigen Erinnerungen an sommerliche Stunden treibt.
Dem möchte heute Abend die Nordwestdeutsche Philharmonie ein wenig abhelfen mit einem Programm, das gewiss nicht den Magen füllt, aber unser Herz erwärmt und Trübsal nicht aufkommen lässt. Oder - um es weniger poetisch zu sagen – mit einer Musik, nach dessen letzten Klängen wir den Heimweg antreten mit der einfachen Gewissheit und tröstlichen Gelassenheit: Der Herbst ist ja bloß die Zeit, da die Tage kürzer und die Bremswege länger werden, wie ein Schweizer Autor einmal formuliert hat.
Zu diesem Konzert darf ich Sie als Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft hier in der wunderschönen Konzerthalle von Bad Salzuflen ganz herzlich begrüßen. Seien Sie alle willkommen und freuen Sie sich auf „unsere“ Nordwestdeutsche Philharmonie, ihren Dirigenten Eugene Tzigane und als Gast die französische Pianistin Lise de la Salle.
Dieses Konzert ist zugleich ein kleines Geburtstagsständchen. Denn zu feiern ist ein Jubiläum. Vor genau 20 Jahren, im Oktober 1992, wurde in Gütersloh die Philharmonische Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe gegründet. Sie sollte - und soll - die Verankerung der Nordwestdeutschen Philharmonie als hervorragenden Klangkörper in der Region fördern.
Das ist zumindest vom Namen her ein Stück weit gelungen. Anfänglich waren es die „Herforder“, die in den Konzertsälen der Region auftraten. Daraus ist längst die NWD geworden.
Und in den Gremien der Philharmonischen Gesellschaft sind alle Kreise Ostwestfalen-Lippes und die Stadt Bielefeld vertreten.
Dazu Institutionen, Firmen und Einzelpersonen aus dem gesamten Regierungsbezirk Detmold und darüber hinaus. Und unsere Regierungspräsidentin Marianne Thomann-Stahl ist Vorsitzende des Kuratoriums unserer Gesellschaft. Sie darf ich ganz besonders herzlich begrüßen.
Diese Unterstützung, materiell wie ideell, kann die Nordwestdeutsche Philharmonie jederzeit gebrauchen – 1992 genau wie heute, zwei Jahrzehnte danach. Und vielleicht derzeit dringender denn je.
Die Philharmonische Gesellschaft hat sich seit ihrer Gründung vielfach und umfangreich für das Orchester engagiert und von ihr kommen nachhaltige Impulse für die Kultur in Ostwestfalen-Lippe. Ich erinnere an die jährlichen Kindermusikfeste an wechselnden Orten in der Region, an die festliche Matinee jeweils zu Jahresbeginn in Bad Oeynhausen, die Förderung der Sommerakademie der Hochschule für Musik in Detmold und die dortigen Schlosskonzerte. Nicht zu vergessen, dass mit Hilfe der Philharmonischen Gesellschaft der erste musikalische Internetkalender für die Region eingerichtet wurde und stets aktuell über Angebote und Veranstaltungen informiert.
Dies alles wurde und wird ermöglicht durch die finanziellen Beiträge und die Ideen der Philharmonischen Gesellschaft. Dies werden die Mitglieder im Rahmen ihrer Mittel und Möglichkeiten auch künftig tun. Dafür einmal zu danken anlässlich des Jubiläums ist heute Abend hier der richtige Ort, denke ich. Vorstand und Kuratorium der Gesellschaft laden in der Konzertpause alle Besucher ein, darauf anzustoßen.
Bei allem großzügigen Einsatz für die NWD darf nicht übersehen werden, dass die Finanzierung dieses Orchesters die originäre Aufgabe der öffentlichen Hand ist. Nachzulesen auch in der Gründungssatzung unserer Gesellschaft von 1992. Wir, die Mitglieder der Philharmonischen Gesellschaft, können Zusätzliches leisten, besondere Akzente setzen und Aktivitäten initiieren. Den Bestand und die Zukunft der Nordwestdeutschen Philharmonie zu gewährleisten und zu sichern über die jeweiligen Wahl- und Legislaturperioden hinaus, das kommt der öffentlichen Hand zu. Sie allein kann - und muss - die Weichen dafür stellen, dass dieses hervorragende Orchester, auf das wir alle sehr stolz sind, als kulturelles Aushängeschild unserer Region, weiterhin Musikerlebnisse höchster Qualität zu bieten in der Lage ist.
Und das zugleich deutlich macht, warum musikalische Bildung und Erziehung in unseren Schulen und Kindergärten sich lohnt und wichtig ist.
Ein Geburtstagskind darf sich gemeinhin etwas wünschen. Dies kann als Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft nur der Wunsch sein, dass all jene, die in Politik und Gesellschaft Verantwortung für dieses Orchester tragen, sich dem immer bewusst sind.
Uns allen wünsche ich heute Abend eine anregende musikalische Begegnung. Und auf dem Weg nach Hause denken Sie bitte daran: die Tage sind kürzer und die Bremswege länger.
Viel Vergnügen und vielen Dank!