Vier Meister und drei Meisterwerke

Beethoven-Quartett brilliert mit Werken von Haydn, Beethoven und Mendelssohn

Von Josef Köhne, Neue Westfälische (Höxter)

Mit der Verpflichtung des neuen Beethoven-Quartetts gelang es der Kulturstiftung Marienmünster erneut, ein außergewöhnliches Ensemble für den anspruchsvollen Musikgeschmack in die Region zu holen. Ermöglicht wurde die in die Reihe „Meisterkonzerte“ eingebundene Aufführung durch die enge Zusammenarbeit mit dem Detmolder Musikproduzenten Dabringhaus und Grimm sowie der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe.

Von dem renommierten Musikschriftsteller und Dirigenten Peter Gülke in einer lebendigen, dem Laien verständlichen Sprache in die „Kunst der Fuge“ eingeführt und mit den Eigenheiten der jeweiligen Komponisten sowie den Besonderheiten ihrer Werke vertraut gemacht, erlebte das überwiegend sachkundige Publikum ein hinreißendes Konzert.

Das Beethoven-Quartett mit Jacek Kliemkiewicz (1. Geige), Laurentius Bonitz (2. Geige), Hideko Kobayashi (Viola) und Angela Schwartz (Violoncello), musizierte mit der Präzision einer Schweizer Uhr und prägnanter Schnörkellosigkeit. Das Zusammenspiel des Quartetts erfolgte mit einer Perfektion, die in jedem Künstler den Meister und Beherrscher seines Instruments deutlich sicht- und hörbar werden ließ. Lebendigkeit, Sensibilität, Reinheit der Töne und eine durch den Konzertsaal uneingeschränkte Ausbreitung des herrlichen Klanges machten das Konzert zu einem Musikerlebnis erster Güte.

Bemerkenswert sind die hohe Konzentration und die enorme physische Leistung, mit der die vier Interpreten ihren grandiosen, zweistündigen Auftritt bewältigten.

Auf dem Programm stand zunächst Joseph Haydns Streichquartett d-Moll, op. 103 mit den Sätzen Andante grazioso und Menuetto ma non troppo presto. Dem folgend hatten die Veranstalter „zeitgemäß“ das Quartett Nr. 15 für zwei Violinen, Viola und Violoncello in a-Moll, op. 132, von Ludwig van Beethoven in den Mittelpunkt gerückt.

Zu Beginn des zweiten Teils stimmte Peter Gülke auf das Streichquartett Nr. 2 in a-Moll, op. 3 (Adagio – Allegro vivace, Adagio non lento, Intermezzo: Allegreto con moto-Allegro di molto und Presto-Adagio non lento), von Felix Mendelssohn Bartholdy ein. Um den Zuhörern die Beschwingtheit Mendelssohnscher Musik näher zu bringen, bat er die unter den Konzertgästen weilende, international erfahrene Sopranistin Franziska Hirzel um einen, mit lebhaftem Beifall bedachten Liedbeitrag.

Von den befragten Besuchern wurde das Konzert des Beethoven-Quartetts als „meisterlich“, „überragend“ und „kaum zu übertreffen“ bewertet. Explizit lobende Erwähnung fanden die eher sentimentalen Sätze wie „Molto adagio“ von Beethoven oder „Adagio non lento“ von Mendelssohn.

 

Haydn, Beethoven und Mendelssohn im Dialog

Neue Einspielung des BeethovenQuartetts zum Mendelssohn-Jahr 2009

„Hier finden Sie alles, was Sie über die Kunst der Fuge wissen, hören und sehen wollten und nicht zu fragen wagten.“ Diese fulminante Auszeichnung des Webmagazins „Audiophile Audition“ galt der Debüt-Einspielung des BeethovenQuartetts, das im vergangenen Jahr mit Werken von Bach, Beethoven und Krenek zum B-A-C-H-Motiv aufhorchen ließ. Das 2006 von Mitgliedern des ehemaligen Sonare Quartetts gegründete BeethovenQuartett hat sich zum Ziel gesetzt, dramaturgisch durchdachte Konzertzyklen zu präsentieren, die Musikgeschichte erfahrbar machen. Die kluge Konzeption umfasst nicht nur die programmatische Gestaltung der Zyklen, sondern bezieht auch das Medium Film in einer DVD mit ein, die auf außergewöhnliche Weise mit der filmischen Umsetzung durch den preisgekrönten Regisseur Jan Schmidt-Garre („Bruckners Entscheidung“, „Celibidache“) zur Erläuterung des Konzeptes beiträgt.


Das BeethovenQuartett löst das Versprechen, jährlich ein dramaturgisch durchdachtes Konzertprogramm zu präsentieren, auch in diesem Jahr auf außergewöhnliche Weise ein. Das mit Spannung erwartete neue Programm des Konzertzyklus 2009, das nun auf SACD mit 222 Mehrkanalklang vorliegt, wartet im Jubiläumsjahr mit einer Hommage an Felix Mendelssohn Bartholdy auf. Jacek Klimkiewicz, Laurentius Bonitz, Hideko Kobayashi und Angela Schwartz lassen dabei aber auch ihren Namenspatron Ludwig van Beethoven nicht außer Acht. Sein op. 132 steht nicht nur in der Mitte des Konzertprogramms, sondern fungiert auch als Dreh- und Angelpunkt im musikalischen Dialog der Komponisten, dem das Programm gewissermaßen nachgeht.


Haydn, der Schöpfer des klassischen Streichquartetts, ließ 1806 sein letztes, nur zweisätziges Werk unvollendet veröffentlichen und mit dem Zusatz „Hin ist alle meine Kraft, alt und schwach bin ich“ versehen. Es erweist sich zwar als düster und melancholisch, ist dabei jedoch voll schöpferischer Kraft. Ein letztes Mal setzt sich der alte Meister mit seinem jungen Schüler Beethoven auseinander, dessen neuartige Form des Scherzos Haydn in seinem vorangehenden op. 77 aufgegriffen hatte. In op. 103 jedoch grenzt sich Haydn von dieser Neuerung ab und weist mit einem zum Charakterstück mutierten Menuett gleichsam an Beethoven vorbei weit in die Zukunft.


Beethovens op. 132 trägt die Umstände seiner Entstehung in den Satzbezeichnungen: Im Zentrum des Werkes steht der „Heilige Dankgesang eines Genesenden an die Gottheit“ überschriebene langsame Satz. In der Tat war Beethoven während der Komposition 1825 ernsthaft erkrankt, konnte dann aber die angefangene Arbeit vollenden. Trotz des Titels und des Gebrauchs von Choralsatz und Kirchentonart ist das Quartett keine Programmmusik im engeren Sinne sondern absolute Musik als Ausdruck der Krisenbewältigung.


Mendelssohn schrieb sein jugendliches Meisterwerk, das Streichquartett op. 13, im Alter von nur 18 Jahren, 1827 nach dem Studium der gerade im Druck erschienenen späten Streichquartette Beethovens. Noch dazu im Todesjahr Beethovens gelang Mendelssohn mit op. 13 ein Werk voller Anspielungen, das nicht nur in der Bauart der Sätze, sondern auch an einzelnen Stellen überdeutlich Bezug auf Beethovens op. 132 nimmt, wenn etwa am Ende des Adagios in der hohen Lage die Beethovensche „Heilige Danksagung“ anklingt.

 

Auf der Basis des großen Vorbilds Beethoven vollbringt Mendelssohn gleichzeitig einen wahren Geniestreich: Motive seines Klavierliedes „Ist es wahr?“ dominieren das gesamte Quartett op. 13 und machen es somit zu einem großen „Lied ohne Worte“, zu einem Experiment auf dem Weg hin zu seiner ganz eigenen lyrischen Form, die die Grenzen von absoluter und programmatischer Musik verwischt.


Insofern liegen allen drei in dieser Aufnahme vereinten Werken außermusikalische Ideen zugrunde, und es macht Spaß, diesem Dialog zwischen Haydn, Beethoven und Mendelssohn zu lauschen. In jeder Hinsicht eine beziehungsreiche Entdeckungsreise für Streichquartettfans und solche, die es werden wollen!

www.beethovenquartett.de


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