Kaisersaal
16.00 Lesung Jürgen Holtz, Heliand
Vortrag Matthias Becher ‹teils Überredung, teils Gewalt. Unterwerfung und Integration der Sachsen›
17.00 Orgelgang und Galerie Ausstellungseröffnung
17.00 Kreuzgang
Performance
Nezaket Ekici, Rutengang
SO KLINGT DAS FREMDE
Wo gibt es tanzende Mädchen, warum feiert man Geburtstage, was ist Achtung und Liebe des Feindes, und wie sieht ein Kreuz aus – das sind Fragen, die sich dem Dichter des Heliand stellten, wie soll er den christianisierten Sachsen einen neuen Kult, ein neues Gedankengebäude nahebringen? Der Heliand-Dichter ist ein guter Redner, der in anschaulichen Unterweisungen, in spannenden Dialogen die Idealvorstellungen einer christlichen Gemeinschaft beschreibt und dafür sächsische Lebenswelten mit den neuen Glaubensinhalten füllt. Der Mensch braucht den Zugang zu den schönen Wörtern. Zu Schönheit. Davon lebt er seelisch. Das erhebt ihn, sagt Jürgen Holtz, der in seinem Theaterspiel und dem Umgang mit Sprache genau dieses anstrebt.
Hand in Hand mit der Expansion des fränkischen Königreichs erfolgte ‹teils durch Überredung, teils durch kriegerische Gewalt› die Christianisierung der Sachsen. Und dann: erlosch die Macht der Karolinger und die der Sachsen stieg auf, das Kaisertum ging an sie über.
DAS ZEIGT DER ORT
Die Performancekünstlerin Nezaket Ekici, Meisterschülerin von Marina Abramović, hat längst ihren eigenen Ausdruck gefunden. Der Körper ist ihre Bühne, wenn sie in der für Corvey entstandenen Arbeit den existentiellen Fragen der Begegnung der Kulturen, Religionen und Ritualen nachgeht und in ihrer konzentrierten und auch spielerischen Art Aufmerksamkeit und Achtsamkeit auslöst.
BIOGRAFIEN
Nezaket Ekici, geboren 1970 in Kırşehir/Türkei, beschäftigt sich in ihren Performances mit Aspekten wie Bewegung, Raum, Material, Körper. Ihre Werke und 250 verschiedene Performances präsentierte sie in mehr als 50 Ländern auf vier Kontinenten. Auszeichnungen: Rom-Stipendium Villa Massimo, Paula Modersohn-Becker Kunstpreis.
Jürgen Holtz, 1932 in Berlin geboren, spielt seit Mitte der 1950er Jahre fast ununterbrochen Theater in Berlin, Hamburg, München, an den großen deutschsprachigen Bühnen. Er arbeitete u.a. mit Ruth Berghaus, Einar Schleef, Heiner Müller, Gosch, Tabori, Stein und Peymann. Für seine Schauspielkunst erhielt er viele Ehrungen, u. a. Gertrud-Eysoldt-Ring, Hessischer Kulturpreis, Berliner Theaterpreis und Konrad-Wolf-Preis.