In der kommenden Spielzeit nimmt das Landestheater besonders Bezug auf das Varusjahr 2009, das 2000. Jubiläum der Schlacht im Teutoburger Wald. „Mythos“ lautet das Leitthema dieses Jahres in Detmold. Vier Inszenierungen in verschiedenen Sparten beleuchten das Thema auf ganz unterschiedliche Weise:
Im März wird der „Ring der Nibelungen“ weitergeschmiedet, mit der Geschichte des Helden, der nach neuesten Forschungen eine mythische Fortschreibung des Cheruskerfürsten Hermann sein könnte: „Siegfried“ im dritten Teil des Bühnenfestspiels von Richard Wagner, das im Herbst 2009 als kompletter Zyklus in Detmold auf die Bühne kommt – und dann auf Gastspiel geht.
Mit dem deutschen Gründungsmythos, der „Hermannsschlacht“ hat sich auch der berühmteste Sohn Detmolds, Christian Dietrich Grabbe, beschäftigt. Beide Stücke verbindet eine wechselvolle Rezeptionsgeschichte, die eine differenzierte Auseinandersetzung bedingt und eine spannungsreiche Deutung dieser kontroversen deutschen Mythen von Macht und Gewalt ermöglichen.
Weitere Facetten der Historie werden mit der Mitspieloper „Thusnelda“ angesprochen, die Kindern die sagenhaften Geschehnisse um den Cheruskerfürsten als Liebesgeschichte erzählt – ein Baustein im theaterpädagogischen Angebot des Landestheaters, welches in dieser Spielzeit um einen neuen Mitarbeiter und eine eigene Spielstätte erweitert wird. Und auch das Hoftheater bringt den deutschen Helden auf die Bretter, die die Welt bedeuten – in gewohnt respektloser Manier heißt es hier „Hau den Hermann“. Diese Beiträge zum Jubiläumsjahr sind integriert in ein vielfältiges, abwechslungsreiches und hochkarätiges Programm aus Ballett, Musiktheater und Schauspiel.
Im Musiktheater gibt es auch ganz andere Helden als die mit dem Schwert. Solche in Verkleidung, wie Fidelio, der eigentlich Leonore ist, die sich als Mann ausgibt, um ihren Geliebten aus dem Gefängnis zu retten. Den sturen Blick nach vorn lässt Orpheus in Glucks „Orpheus und Eurydike“ vermissen – die Sehnsucht nach seiner verstorbenen Frau, die er aus dem Totenreich zurückgeleiten darf, ist zu groß, als dass er der Bedingung der Götter, erfüllen kann.
Wirklich ganz ohne Helden auskommen kann nur die Natur – der ewige Kreislauf von Werden und Vergehen wird in Vivaldis „Die vier Jahreszeiten“ (als Ballett präsentiert) beschrieben – doch die Endlichkeit seines Lebens spornt den Menschen immer wieder zu Großtaten an. Und dass manchmal Klugheit und List dem Glück zuträglicher ist als Edelmut und Mannbarkeit, stellt letztendlich Figaro in „Der Barbier von Sevilla“ unter Beweis.
Diesen Artikel finden Sie auch im „podium kompakt“ Ausgabe Juni 08. Die Ausgabe können Sie direkt hier als PDF herunterladen.