Klassik vom Feinsten

Gibt es für Klassikfans aus der Region etwas Schöneres, als mit einer festlichen Matinee der Nordwestdeutschen Philharmonie in das neue Jahr zu starten? 500 Gäste, die das Konzert gestern auf Einladung der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe im ausverkauften Theater im Park genossen, dürften diese Frage klar verneinen. Denn Dirigent Markus Huber und sein Orchester zeigten sich von ihrer besten Seite.
Wie sich ein lebensbejahendes Konzertprogramm mit dem Titel »Vive la France« vor dem Hintergrund der grausamen Terroranschläge in Frankreich während der vergangenen Tage rechtfertigen lässt, machte Gastgeber Viktor Herzog von Ratibor, Vorsitzender der Philharmonischen Gesellschaft OWL, deutlich (siehe Text unten). In Frankreich hätten sich in der Vergangenheit viele Menschen etwa für Meinungs- und Pressefreiheit eingesetzt. Dieses selbstlose Engagement gelte es, mit der Neujahrsmatinee anzuerkennen.
Unter der musikalischen Leitung ihres Dirigenten Markus Huber gestaltete die Nordwestdeutsche Philharmonie für die 500 Zuhörer im Theater im Park 90 kurzweilig-unterhaltsame Minuten. Zwischen den musikalischen Leckerbissen, die das Publikum nicht nur nach Frankreich, sondern auch nach Österreich und Deutschland führten, servierte Markus Huber launig vorgetragene Anekdoten. Seine Erinnerungen an eine (missglückte) Pauschalreise nach Ägypten gipfelten beispielsweise in einem Beduinen-Lied, das der vortragende Orchestermusiker in Pseudo-Landestracht mit einem selbstgebundenen Turban auf dem Kopf vortragen musste.
Auch das Publikum spannte Markus Huber am Konzertende mit ein: Weil die Zuhörer im ersten Anlauf zu Jacques Offenbachs »Can Can« nach Meinung des Dirigenten nicht genug aus sich herausgegangen waren, spielte das Orchester den Klassik-Ohrwurm noch einmal. Nun waren Markus Huber und der Nordwestdeutschen Philharmonie Bravorufe und nicht endenwollender Beifall sicher. Beste Voraussetzungen, um die Sopranistin Franziska Rabl um eine Reprise der bekannten Liebesarie aus Georges Bizets Oper »Carmen« zu bitten. Hatte die Sängerin während des Vortrags in der ersten Konzerthälfte vor allem auf das warme Timbre und die große Ausdruckskraft ihrer Stimme gesetzt, kam beim großen Konzertfinale eine ordentliche Portion Sexappeal hinzu. Als die Sängerin im Verlauf der Arie zum Dirigenten aufs Podest kletterte und sich an ihn schmiegte, machte dieser seinen (vermeintlichen) Gefühlswallungen mit Kunstnebel Luft – dick aufgetragen, aber trotzdem ein netter Effekt. Neben dem musikalischen Leiter und der Gesangssolistin zeigten sich die Orchestermusiker wandelbar. Voller Energie, mit sichtbarer Freude am gemeinsamen Tun folgten sie Markus Hubers forderndem Dirigat. Selbst kurze Charakterstücke wie die »Parforce«-Polka oder ein Trinklied von Strauss gerieten auf den Punkt. Hochdramatisch wurde es bei Auszügen aus Gounods Oper »Faust« oder aus Saint-Saens' »Samson und Dalila«. Bei einer Zugabe schwang Viktor Herzog von Ratibor den Dirigentenstab – für ihn »ein Jugendtraum«.

Von Malte Samtenschnieder, Westfalen-Blatt Bad Oeynhausen

Dank für Engagement
Zu Beginn der 22. Neujahrsmatinee der Philharmonischen Gesellschaft Ostwestfalen-Lippe hat es sich Gastgeber Viktor Herzog von Ratibor gestern nicht nehmen lassen, die 500 Besucher im ausverkauften Theater im Park zu begrüßen. Zum einen dankte der Vorsitzende der Philharmonischen Gesellschaft OWL den drei Sponsoren von Staatsbad, Stadtsparkasse und Spielcasino Bad Oeynhausen, dass sie die beliebte Veranstaltung finanziell unterstützen. Zum anderen lobte der Fürst alle Mitglieder für ihr persönliches Engagement. Er gab ihnen die Idee für einen Vorsatz zum neuen Jahr mit auf den Weg: »Wenn jeder von Ihnen 2015 ein neues Mitglied gewinnt, können wir nächstes Jahr unsere Aktivitäten verdoppeln.« Angesichts des Konzertmottos »Vive la France« bezog Viktor Herzog von Ratibor Stellung zu den Terroranschlägen in Frankreich. Es sei richtig, das Nachbarland trotzdem hochleben zu lassen, weil dort schon immer tapfere Menschen für Meinungs- und Pressefreiheit eingetreten seien.

Auftrittsbilanz
Mit etwa 135 Konzerten ist die Nordwestdeutsche Philharmonie (NWD) mit Sitz in Herford 2014 das meistbeschäftigte europäische Sinfonieorchester gewesen. Das geht aus einer Statistik hervor, die das Internet-Klassikportal Bachtrack veröffentlicht hat. Demnach belegt die NWD international nach den US-Orchestern von San Francisco, New York, Chicago und Los Angeles den fünften Platz, gefolgt von den Berliner Philharmonikern auf Rang sechs. Die im Jahr 1950 gegründete NWD ist eines von drei nordrhein-westfälischen Landesorchestern.

Neujahrsmenü
Nach dem Konzert im Theater im Park standen für die Gäste kulinarische Köstlichkeiten bei einem Menü im Kaiserpalais auf dem Programm:   Variationen vom Lachs mit hausgebeiztem Wasabi-Lachs, Lachstatar und Lachsmousse   Maispoulardenbrust »Cinovese« mit Schinken und Käse gefüllt, Kartoffelwrap, Kohlrabigemüse und Frankfurter grüne Soße   Winterliches Dreierlei mit Orangen-Panna-Cotta, Schokoladenmousse und Zimtparfait.


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